Dass aus einem Aprilscherz, ein Oktoberschmerz werden würde, hatte ich mir so nicht vorgestellt.
Günter hatte diese 42 km über Sand und Dünen schon einmal mitgemacht, so sollte sich seine Aussage: „Die 42 km von Burgh Haamstede nach Zoutelande sind verdammt hart. Deswegen gehört dieser Marathon zu härtesten Marathons!!“ am Ende als richtig heraus stellen.
Nach dem Bus-Transfer vom Ziel- in den Startbereich hatte man genügend Zeit sich auf den Start um 12:00 Uhr vorzubereiten und sich auch die Strecke in aller Ruhe anzuschauen. Beim letzten Glockenschlag der Kirchturmuhr von Burgh Haamstede ging es dann los.
Was ging los?? Was erwartet mich??
Die ersten 20 km recht abwechslungsreich: Straßen, Dünen, Waldpassagen und die lange Passage über den Pijlerdam. Danach sollte dann der härteste Teil der Strecke kommen. Es galt 7 km über den Strand zu laufen; und da am Veranstaltungstag Flut herrschte, musste vermutlich durch viel losen Sand gelaufen werden. Ab km 30 (im schönen Ort Domburg) sollte es dann immer auf dem Deich Richtung Ziel weitergehen. Dabei mussten dann aber immer wieder auch noch etliche Treppenpassagen und zum guten Schluss noch ein Kilometer am Strand absolviert werden.
Meine Devise war: locker loslaufen und dann mal schauen. Deswegen hatte ich auch meine Uhr nicht mitgenommen und wollte nach Gefühl laufen.
Und dieses Gefühl war gut. Die ersten 10 km wurden in 44 Minuten zurückgelegt. Bis km 20 war auch noch alles in Ordnung. Alles war bestens. Nur dann kam diese Sandpassage und irgendwer zog mir den Stecker.
Von jetzt auf gleich ging gar nichts mehr. Ich bekam die Füße nicht mehr aus dem Sand und versank mit jedem Schritt immer tiefer. Rechts und links wurde ich überholt. Beim HM zeigte die Uhr 1:43 Stunden. Eigentlich doch ganz gut, da ich auf eine Endzeit von 3:30 spekuliert hatte. Aber um diese war es schnell geschehen. Egal, ob unten am Wasser oder weiter oben, laufen war nicht mehr drin. Ich konnte und wollte nicht mehr!!! Der Marathon wandelte sich in eine Wanderung.
Auch als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, ging auch nichts mehr. Ich wanderte ab diesem Zeitpunkt mehr, als ich lief.
Nur auf Grund der Tatsache, dass ich noch zwei Verabredungen mit zwei Frauen hatte, lief ich weiter.
Die erste war bei km 28. Die ehemalige Chefin von Fabiola, Maringe, stand mit ihren „Pink Ladies“ in den Dünen von Domburg. Maringe kannte ich eigentlich nur vom Erzählen, so dass ich, als ich die Gruppe der „Pink Ladies“ erreichte, erst laut „Maringe??“ rief und als eine der netten Damen „Joachim“ zurück rief, sie nach alter niederländischer Tradition dreimal küsste. Ein kurzer Talk, dann ging / wanderte ich weiter.
Das nächste Ziel war nämlich dann mein privater Verpflegungsbeutel, den ich tags zuvor bei km 29 deponiert hatte. Aber auch der gab mir leider nicht den erhofften Schub.
Als ich dann wenig später auch noch die 30 km Zeit sah, wusste ich, jetzt wird’s es verdammt hart. Umgerechnet hatte ich 1:10 Stunden für die letzten 9 km gebraucht und 12 lange km lagen ja noch vor mir.
Und noch hinter mir lagen Jasmin und Günter; aber bei meinem Tempo war es nur eine Frage der Zeit, wann sie mich überholen würden. Jasmin überholte mich, als ich in den Dünen lag und einfach nicht mehr wollte. Günter überholte mich, als ich mir die Kompressionsstulpen auszog um mich neu zu motivieren. Aber das schlimmste war eigentlich, dass man ab Domburg, also 12 km vor dem Ziel, dieses in der Ferne sah – und es einfach nicht näher kam.
Als ich endlich bei km 36 ankam, war ich froh und erleichtert, dass Fabiola noch auf mich gewartet hatte. DANKE, DANKE, DANKE. Mütze ab, Radtrikot aus – 3 Cola Dosen auf ex, kurzer Smalltalk und weiter; aber wieder nur gehen.
Aber auch andere um mich herum gingen. Ich motivierte einen Holländer mitzulaufen, als dieser dann äußerte das gleich 52 Treppen hoch zulaufen sind, brach ich erneut ein und ließ in laufen.
Die letzte Sandpassage, einen Kilometer vor dem Ziel, war eigentlich gut zu laufen, wenn man laufen konnte. Ich konnte/wollte auf jeden Fall immer noch nicht lange laufen.
Nach über 4:46 Stunden war dann endlich Schluss!! Unglaublich – für die zweiten 21 km habe ich über 3 Stunden gebraucht.
Gut, es war mal wieder eine Erfahrung, die ich keinem gönne und ich habe mal wieder gelernt, was es bedeutet einen Marathon zu bewältigen.
Mein Glückwunsch geht natürlich an Jasmin Schlaak und Günter Gies, die vor mir erfolgreich gefinisht haben.
Am Morgen danach konnte ich nur mit Schmerzen aufs Rad steigen, aber aktive Regeneration tut ja bekanntlich gut. Auch der Spaziergang am Nachmittag mit Günter zur langen Strandpassage war mühselig, aber trotzdem wieder schön!! Vielleicht später noch einmal, aber nicht nächstes Jahr!!
Das war 2013; ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mich durch diese wieder einmal erlebnisreiche Saison begleitet haben.
Die Pläne für 2014 sind auch schon in der Schublade, aber im Oktober bleibt diese noch zu!!!
Das war dann wohl ein Wettkampf in der Sportart Mentalarbeit :). Herzlichen Glückwunsch zum Durchhalten! Toll!
Neuer Merksatz: Motiviere keine Holländer – das bringt nur Treppen! 😉
LG, Maria
Joachim, was soll ich sagen. Auch in dieser Disziplin bist du mein großes Vorbild: DURCHHALTEN!!!
Was bist du doch ein Glücksvogel… zwei Verabredungen mit zwei Frauen. Herr Sommershof! Gut, daß der Rest dann nicht ganz so war wie erhofft, steht außer Frage. Aber du hast es wie ein Held getragen und du hast bis zum Ende durchgehalten. Tiefen Respekt dafür! Und der ganz große Vorteil ist natürlich: Beim nächsten Mal kann es nur besser werden. HUP.